Boston-Marathon
(17.4.2017)


BERICHT VON SEMJON:

Es gibt Marathons, die laufen sich flüssig und bis zu einem Punkt relativ kontrolliert und entspannt. Und dann gibt es Tage, da will man irgendwann nur noch nach Hause - egal wie. Heute war so ein Tag. Nadine ist in etwa die Pace angegangen, die sie sich vorgenommen hat, und wollte versuchen, sie so gut es ging ins Ziel zu bringen. Vor den bergigen Abschnitten hatten wir in der Tat nicht wirklich Angst - allerdings bestand die gesamte Strecke von Start bis zum Ziel aus einem unendlichen Auf und Ab, ohne jemals flach zu werden. Nadines Beine waren bis zuletzt gut, aber der Kreislauf irgendwann immer weniger. Vermutlich auch wetterbedingt - obwohl wir es eigentlich aus Sao Paulo (und davor Islamabad) gewohnt sind, mit viel Sonne bei noch wärmerem Wetter zu laufen. Spätestens bei 20-25km war die Luft bei Nadine raus, zumal sie gefühlt nie wirklich ins Rennen fand, und da der Lauf sich trotz der vielen Teilnehmer wie ein einsames Rennen anfühlte. Auf der zweiten Hälfte lief sie etwas frustriert so gut es ging über die Hügel hinweg ins Ziel. Dort wartete immerhin eine deutliche neue PB, und unseren brasilianischen Trainingspartner aus Sao Paulo konnte sie auf der Ziellinie ebenfalls noch einsammeln.

Ich hatte mir eigentlich eine etwas schnellere HM-Durchgangszeit vorgenommen, habe aber schnell gemerkt, dass ich mit Kräften haushalten musste, um einigermaßen unbeschadet im Ziel anzukommen. Von Beginn an gab es nach jeder Meile Getränkestationen, und ich habe an mindestens 20 (!!) Verpflegungsstationen jeweils bis zu vier Becher Wasser getrunken bzw. über den Kopf gekippt. Der Effekt hielt genau bis zur nächsten Meile - dann wurde die Übung wiederholt (Nadine übrigens auch). Im Ergebnis konnte ich - insgesamt langsamer werdend - die Hügel zwischen km 25,5 und km 33 gut hochlaufen, und die letzten 8-9km war es dann zwar weiterhin wellig, ging aber hauptsächlich bergab - daher auch die Beschleunigung zum Ende hin. So konnte auch ich meine PB gut unterbieten, und freue mich dennoch bereits jetzt auf den Berlin-Marathon im September.

Fazit: Boston ist eine tolle Stadt, und den Marathon muss man auf jeden Fall einmal mitgemacht haben. Allein schon aufgrund der verrückten ZuschauerINNEN entlang der Strecke (Stichwort "Scream Tunnel" - großartig!). Mehr als einmal allerdings nicht unbedingt.

Jetzt werden wir ein paar Wochen lang regenerieren, und ein bisschen die USA erkunden. Wir sehen uns dann alle hoffentlich spätestens zur City Nacht Ende Juli!

Viele Grüße!
Semjon


MICHAELS LIVE-TICKER:

Nach dem Start geht es erst einmal lange steil bergab: Nadine und Semjon starten sehr schnell (bei 5km: 18:56 bzw. 20:12). Auch die 10km-Durchgangszeit bleibt schnell (38:10/40:32). Bei Kilometer 15 sind beide kaum langsamer geworden (57:36/1:01:05).

Etwas langsamer bei Kilometer 20: 1:17:19 bzw. 1:21:34. Die Hälfte ist (schnell) geschafft: 1:21:33/1:26:03. Beide sind etwas langsamer geworden: 1:37:05/1:42:16 (Kilometer 25) und 1:57:20/2:03:38 (Kilometer 30). Drei der Newton Hills sind passiert, der letzte und berühmteste (Heartbreak Hill) kommt gleich.

Der Sieger ist im Ziel: Geoffrey Kirui aus Kenia gewinnt den 2017 Boston Marathon (2:09:37). Für Nadine und Semjonn ist es jetzt schwer geworden (Kilometer 35): 2:18:05 / 2:24:27. Siegerin bei den Frauen ist Edna Kiplagat (2:21:52). Wieder schneller geworden, ist Nadine jetzt auf den letzten 2 Kilometern (2:38:36). Auch Semjon hat die 40km-Marke erreicht und läuft ebenfalls schneller (2:44:41).

Nadine ist nach tollen 2:47:31 als 32. Frau mit neuer persönlicher Bestzeit im Ziel! Semjon erreicht mit einer Endbeschleunigung ab Kilometer 35 jetzt auch das Ziel. Die tollen 2:53:29 sind ebenfalls neue persönliche Bestzeit.

2x Chapeau und Gratulation!!!