Liebe Claus-Runners,
ein paar Wochen vor dem Berlin Marathon habe ich mich an meinem Linkersprunggelenk
verletzt. Da es die Hochfase der Marathonvorbereitung war und meine Fysiotherapeutin
nicht sofort Zeit hatte, habe ich die Verletzung ein bisschen verschleppt und bin
ich trotzdem meine 120-125 KM pro Woche gelaufen. Beim Marathon hatte ich soviel
Adrenalin im Körper, dass ich es nicht gespürt habe.
Nach dem Marathon wollte ich es auskurieren und bin bis zum Great 10K nicht gelaufen.
Da der Great 10K so einen schnellen Lauf ist wollte ich unbedingt mitlaufen. Der Schmerz
war noch da, aber wie beim Marathon nicht im Vordergrund.
Da ich in November in Italien einen 10 KM-Lauf und in Japan einen Marathon laufen wollte
habe ich mich nach dem Great 10K wieder geschont und bin ich erst mal gar nicht gelaufen.
Eine Woche vor dem Lauf in Riva del Garda habe ich mal einen lockeren Lauf gemacht und das
fühlte sich gar nicht gut an. Trotzdem bin ich mitgefahren zum Gardasee.
Der eigentliche Lauf ist einen Halbmarathon und seit ein paar Jahren gibt es auch einen
10 KM-Lauf, wofür ich mich angemeldet hatte. Ich hatte seit dem Berlin Marathon
nicht mehr trainiert und immer noch Schmerzen und wollte unbedingt in Japan starten.
Beide Läufe führen am Gardasee entlang, sind sehr schön und flach. Da
die Sportcheck-Gewinner und -Gewinnerinnen jedes Jahr eine relativ große Gruppe bilden
und die Organisation für den HM auch noch 4 Kenianer eingekauft hat war es insgesamt
ein starkes Feld. Der schnellste Sportcheck-Gewinner ist 4. geworden und 1:07:02 gelaufen.
Auch mit meiner Bestzeit wäre ich nur 7. geworden.
Aber ich bin ja nicht mitgelaufen und habe beim Einlaufen für die 10 KM gemerkt, dass es
zu sehr schmerzt. Da das Ziel beim Hotel ist und wir knapp 10 KM vom Ziel entfernt waren
habe ich entschieden mich beim Start ganz hinten anzustellen und im 4er Schnitt mitzulaufen.
Da es am Anfang nur enge Gassen sind konnte ich den ersten Kilometer nur spazieren. Danach
habe ich mich mit sehr viel Mühe an meinem Vorhaben gehalten und bin um die 4 Min. pro
KM gelaufen. Bei Kilometer 8 war ich so genervt, dass ich die letzten 1,5 KM in 3:10 gelaufen
und kurz vorm Ziel ausgestiegen bin.
Insgesamt war die Reise eine interessante Erfahrung, aber ich würde es nicht noch mal
machen wenn ich nicht topfit für den HM bin. Die Anreise hat insgesamt 14 Stunden
gedauert, die Mitreisenden reden 3 Tagen non-stop über Laufen und einigen auch nur von sich
selbst und das Essen im Hotel war Italienunwürdig. Aber es gab ein Sauna, ein paar
nette Leute und in dem wunderschönen Ort konnte man sonst sehr gut essen.
Im Hinblick auf den Mount Fuji-Marathon in Japan war ich jetzt aber schon sehr nervös.
Der Arzt beim SMS wusste es auch nicht und hat mich eine Woche vor Abflug Einlagen, Ibuprofen
und MRT verschrieben. Die Einlagen und das Ibuprofen habe ich noch bekommen, ein MRT-Termin nicht.
Am Donnerstag bin ich in Tokio angekommen. Mit Wolfgang und Petra, zwei langjährige Berlin
Marathon-Mitarbeiter mit denen ich mich sofort sehr gut verstanden habe. Der erste Tag haben
wir nur einen Spaziergang durch die Nachbarschaft gemacht und im Hotel gegessen.
Am nächsten Tag ging es dann zum Berg. Die Gruppe war jetzt ein bisschen größer,
da der Mount Fuji-Marathon auch Kooperationen mit dem Melbourne-Marathon und der Rotorua-Marathon
hat. Aus Australien und Neu-Seeland gab es also auch jeweils 2 Marathon-Mitarbeiter und 1 Laufer.
Die 2 Läufer waren übrigens Läuferinnen.
Der einzige offizielle Programmpunkt am zweiten Tag war der Fahrt auf dem Berg Fuji, mit dem Bus
bis über 2.000 Meter. Höher ging nicht wegen dem Schnee. Abends sind wir mit den anderen
Delegationen essen gegangen. Neben dem Hotel gab es ein japanisches Thermalbad und da bin ich
jeden Tag hingegangen, großartig! Am zweiten Tag wollte ich die Einlagen mal einlaufen und
überhaupt mal testen wie das Sprunggelenk sich anfühlt, aber es war schon dunkel als wir
im Hotel ankamen.
Am dritten Tag, ein Tag vorm Marathon, bin ich dann morgens früh 9 KM locker gelaufen. Das
Sprunggelenk fühlte sich nicht besser oder schlimmer an, die Einlagen waren komisch, haben
mich aber nicht gestört. Aber ich hatte natürlich sofort eine gigantische Blase auf der
Rechterferse. Danach waren wir bei der Messe und sind wir die Strecke einmal mit dem Bus entlang
gefahren. Die Strecke führt großenteils um 2 Seen am Berg, man läuft fast
ständig am Wasser und oft mit Blick auf dem heiligen Berg. Das Wetter war schön, wie
in Italien sonnig und um die 10 Grad, und überall spektakulären Herbstfarben. Als ich
dann auf der Messe noch die Startnummer 1 bekommen habe war es klar, dass ich auf jeden Fall
laufen sollte.
Ich habe mich wieder ein Tempo zwischen 4 und 4:10 vorgenommen, damit ich unter 3 Stunden bleibe
und das Sprunggelenk nicht zu sehr strapaziere. Außerdem war das in der Marathonvorbereitung
mein RDL-Tempo, worin ich die lange Läufe gelaufen bin. Am nächsten Tag Miso-Suppe und
trockener Reis zum Frühstück und ab zum Start. In den ersten paar Kilometer gibt ein
paar Kehrtwenden und ich war jedes Mal sehr in der Versuchung zur Spitze zu laufen, weil sie noch
nicht so weit entfernt war und ich wusste, dass hier meistens zwischen 2:25 und 2:30 gelaufen
wird. Aber mit dem Sprunggelenk und das fehlende Training wäre das natürlich schwachsinnig
gewesen. Ich fühlte mich gut und bin die ersten 21,1 Kilometer zwischen 3:50 und 4 Minuten
pro Kilometer gelaufen.
Dann kam der große Anstieg und wurde ich ein bisschen langsamer. Trotz fantastische
japanischen Trommler, die einem den Berg hochgetrommelt haben. Das Publikum war eh sehr bezaubernd,
sie haben meistens nur ein paar mal leise geklatscht und 1 oder 2 Wörter gesagt, nicht
geschriehen, aber sie waren offensichtlich sehr begeistert und das kam an. Und überall
Herbstblätter, Khaki-Früchte an den Bäumen und kleines Dorf mit japanischen
Reetdachhäuser. Und einige kleineren Hügel, um Kilometer 30 herum. Danach habe ich das
fehlende Training gemerkt und war es zunehmend schwierig unter 4:10 zu bleiben. Ich wollte auch
nicht alles geben um das Tempo zu halten, eine Bestzeit war eh nicht drin. Hauptsache ankommen
und nichts riskieren. Das hat geklappt und nach 2:54:05 war ich im Ziel. Sehr glücklich.
Am nächsten Tag sind wir dann mit den anderen zurück nach Tokio gefahren und hatten
wir abends ein Abendessen mit den Sponsoren und der Organisation des Marathons. Das war sehr
lecker, lustig und spät. Nach dem letzten Nacht war das Programm vorbei und Wolfgang und
Petra sind wieder zurück nach Berlin geflogen. Ich bin dann noch 4 Tage in Tokio geblieben
und habe es enorm genossen. Das Land und die Stadt sind echt der Hammer und ich werde nächstes
oder übernächstes Jahr noch mal hinfliegen um mehr davon zu sehen und noch mehr Zeit in den
Gärten und Teehäusern zu verbringen.
Jetzt muss ich noch ein MRT machen lassen und herausfinden was mit dem Sprunggelenk los ist.
Hoffentlich kann ich bald wieder trainieren, ich habe echt lust zu laufen. Im ersten halben Jahr
von 2018 werde ich mich dann hauptsächlich auf den 10 KM konzentrieren, im zweiten halben
Jahr vielleicht wieder auf dem Marathon. Mal schauen ob ich es privat weiterhin organisieren kann.