Michaels Bericht vom Tokio-Marathon
(26.2.2017)


Ein kleiner Bericht von einem etwas "anderen" Marathon, den Karsta und ich dank Jürgen Lock und Mark Milde von der SCC-Events mitlaufen konnten.

Dank gut organisierter U-Bahnen/Zügen in Tokio war die Marathonmesse in dem modernen Expo-Gebäude nicht schwer zu erreichen. Nach einen genauen Check des Reisepasses und der Registrierungspapiere gab es die Startnummer, das wie in Berlin obligatorische Bändchen um das Armgelenk, ein T-Shirt und ein bisschen Werbematerial, was ich allerdings nicht immer lesen konnte .

Noch ein kurzer Besuch beim Stand der World Marathon Majors und rein ging es in die Marathonmesse, der ersten Besonderheit. Die Messe war ein einziger lauter, greller Markt, in dem alles nicht ausgestellt, sondern angepriesen wurde. Alles in grellen Farben. Vor vielen Ständen stand jemand mit einen großen Werbeschild, auf dass man die angebotenen Produkte auch ja nicht übersieht. Dazu meist ein Anpreiser mit Mikrofon und Lautsprecher - vielleicht hat man ja das Schild doch nicht gesehen. Für Europäer eigentlich eine einzige Reizüberflutung.

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Friendship Run: Ein wenig Ersatz für die verpasste Fasnacht. Viele Verkleidete und sogar mit einer Art japanischer Guggemusik

Auch der Friendship Run am Samstagmorgen war gut (wie alles beim Tokio-Marathon sogar etwas über-) organisiert. Mit Startnummer, Gepäckaufbe-
wahrung, genauem Stundenplan, wann was wie wo zu tun ist. Viele verkleidete Läufer/innen aus vielen Ländern. Vor dem Start einige Reden und Auf-
führungen, dann ging es auf einer kleinen Pendelstrecke 2 Kilometer hin und wieder zurück. Leider in mehreren Gruppen, so dass man eher alleine und
nicht nett mit allen zusammen lief.

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Nachmittags dann nur noch eine Sightseeing-Tour per Bus - zur Schonung unserer Beine. Nun ja, beim Besuch eines Schreines/Tempels, des neuen Fernsehturmes und dem Weg zurück zum Hotel kamen dann doch einige Schritte zusammen .

Am Marathonmorgen dann früh aufstehen. Zu früh für Hotelfrühstück. Also Brötchen vom Vortag und mitgebrachte Riegel essen, Tee/Kaffee im Zimmer zubereiten. Die Wege zum Start (vor allem diejenigen durch den großen unterirdischen Bahnhof beim Start) hatten wir schon vorher erkundet und fanden schneller als gedacht unseren Eingang. Dort aber erst einmal Stau, da die Taschen und Startnummern kontrolliert werden. Karsta und ich hatten beide eine orange Startnummer, was zu einer Kleiderabgabe für Ausländer/innen führte. Also englisch-sprechende Helfer/innen und statt japanischer Plumpsklos "western style toilets". Alles wieder sehr japanisch perfekt ausgeschildert, die Hinweise zum Teil von Helfer/innen auf Tafeln hochgehalten. Wie es der vorgegebene Stundenplan vorgab, gingen dann alle Japaner/innen sehr, sehr rechtzeitig zum Start. Eine gute Gelegenheit noch einmal ein Klo zu besuchen, waren die Schlangen jetzt doch relativ kurz.

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Der Startbereich war unspektakulär in einer Hochhäuserschlucht. Leider sehr zugig kalt. Aber ansonsten gute Lauftemperaturen. Ein bisschen Rede, die japanische Nationalhymne. Und irgendwann ging es dann ebenfalls (trotz ein bisschen Konfetti) unspektakulär los - selbst die Startline konnte man fast übersehen.

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Nach dem engen Start wurde die Straße breiter, und es ging über mehrere Kilometer steil bergab. Das heißt, dass um mich herum alle wie die Verrückten losrannten. Unglaublich! Das erste Kilometerschild wollte trotzdem einfach nicht kommen. Ich denke, da hatten sich die sonst ja sehr exakten Japaner ziemlich vermessen.

Die Strecke nach den Abwärtskilometern war eher flach, allerdings mit eingen Wellen und mit zum Teil gemeinen, kleinen Anstiegen, die einem schon mal ein paar Körnchen kosteten. Was ich gar nicht mochte, die Strecke bestand nach den ersten 10 Kilometern aus drei Pendelstrecken mit jeweils relativ scharfen 180-Grad-Wenden. Man sah also auf der anderen Straßenseite diejenigen, die schon deutlich weiter waren. Aber später zum Glück auch denigen, die deutlich hinter einem lagen . Vor allem ab Kilometer 30 war das gemein. Man lief nach Süden und sah genau, dass man exakt die gleiche Strecke auf der anderen Straßenseite (leicht ansteigend) wieder zurück laufen musste. Und das auf dem immer schwersten Stück eines Marathons.

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Die Strecke des Tokio-Marathons ist wahrscheinlich die sauberste Laufstrecke der Welt. Alle etwa 250m stand jemand mit einer Mülltüte, in die man seinen Unrat wirft. An den Verpflegungsstellen gab es große Müllbehältnisse, in die auch (fast) alle brav ihre gebrauchten Wasserbecher warfen. Die Verpflegungs- und Wasserstellen waren zudem sehr lang, so dass es auch in meinem langsamen Tempobereich praktisch keine Staus gab. Ich hatte allerdings leider oft ein isotonisches Getränk statt Wasser erwischt.

Highslide JS Man beachte die Becher-Stapeltechnik

Für uns unfassbar viele Helfer/innen waren beim Tokio-Marathon im Einsatz. Uns wurde erzäht, dass an die 11.000 Leute mithalfen (in Berlin sind es ca. 4.500). Und selbst diese mussten noch in einer Lotterie gewinnen, weil noch viel mehr helfen wollten.

Karsta hatte leider Durchfall und musste auf der Strecke 3x auf die Toilette. Diese gab es zwar ziemlich viele an der Strecke, aber oft in naheliegenden Geschäften oder Restaurants, so dass ein Besuch nicht nur den Laufrhythmus, sondern auch Zeit kostete. Bei mir lief es ziemlich gut. Ich lag (trotz Fotos machen) immer deutlich unter der 4-Stunden-Gesamtzeit und konnte sogar auf der 2. Hälfte noch etwas beschleunigen. Karsta erreichte schließlich nach noch immer tollen 3:18:58 das wieder sehr unspektakuläre Ziel, das ich überglücklich nach 3:49:39 passierte. Auch Heidrun und Peter aus der Franz-Gruppe waren übrigens erfolgreich mit dabei.

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Bis zur Kleiderbeutelrückgabe musste man nun noch gefühlt einen Halbmarathon gehen. Keine Ahnung, ob die Organisatoren wussten, dass nach einen Marathon niemand mehr ausläuft und ob sie uns deshalb zwingen wollten, noch etwas gegen Muskelkater am folgenden Tag zu tun . Erleichtert wurde dieses lange Aus"laufen" aber dadurch, dass an jeder Stelle (Wasser, Zielverpflegung, Kleiderbeutelrückgabe) frenetisches Klatschen und "Congratulations"-
Chöre aufbrausten, sobald man sich näherte. Sagenhaft!

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Da Karsta und ich mit dem Überqueren der Ziellinie alle sechs World Marathon Majors bewältigt hatten, gab es neben derjenigen des Tokio-Marathons auch noch eine extra (große) Medaille als "Six Star Finisher". Wieder mit frenetischer Begrüßung am entsprechenden Zelt.

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Ein tolles Erlebnis!

Highslide JS Und am nächsten Tag schon wieder Bergtraining